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*Commoning hat immer den Zweck einer direkten Befriedigung von Bedürfnissen. Weiterhin wird hier von den sozialen Prozessen abstrahiert und sich nur auf (1) die Selbstzuordnung und Selbstorganisation, (2) die Zuordnung von Mitteln und (3) die Herstellung, Erhaltung und (Orts-)Veränderung von Mitteln beschränkt. Zur vereinfachten Lesbarkeit wird auch weiterhin „Bedürfnis bzw. Bedarf“ mit „Bedürfnis * “ und „Befriedigung bzw. Deckung“ mit „Befriedigung * “ abgekürzt.*
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Ein Commoning-Prozess zur Befriedigung eines bestimmten Bedürfnisses wird immer über eine konkrete Tätigkeit abgeschlossen. Diese den Commoning-Prozess abschließende Tätigkeit kann entweder die Herstellung eines Mittels sein (vermittelte Bedürfnisbefriedigung) oder auch unvermittelt das Bedürfnis befriedigen („Dienstleistung“). Im Regelfall ist dabei jede Tätigkeit abhängig von der Verfügbarkeit bestimmter Mittel – unabhängig ob diese gegenständlicher, sozialer oder symbolischer Natur sind. Können die für die Tätigkeit notwendigen Mittel nicht selbst organisiert werden, kann ein Bedarf danach vermittelt werden. Dieser Bedarf kann wiederum durch eine andere Tätigkeit gedeckt werden, welche ebenfalls wieder bestimmte Mittel benötigt und von welcher aus damit wieder Bedarf vermittelt werden kann usw. Wird also über eine Tätigkeit kein Bedürfnis direkt befriedigt, hat sie immer den Zweck der Herstellung, Erhaltung oder (Orts-)Veränderung von Mitteln, welche zu einer Bedürfnisbefriedigung notwendig sind.
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![GP_in-out_ver-unver__250px](uploads/b3c1850441fab158050e178c39a8e10c/GP_in-out_ver-unver__250px.jpg)
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*In der Grafik ist T1 eine mögliche Tätigkeit, um ein Bedürfnis (B-) zu befriedigen. Würde es sich um eine Bedürfnisbefriedigung handeln, welche über ein Mittel erreicht wird, würde das Bedürfnis direkt auf dieses Mittel (B- → M-) verweisen und Tätigkeit T1 sich auf dieses Mittel beziehen. Von der Tätigkeit 1 ausgehend wird ein Bedarf (a) nach einem Mittel (M1a-) vermittelt. T1a1 ist eine mögliche Tätigkeit, um den Bedarf (M1a) zu decken. Nachdem das Mittel hergestellt wurde (M1a+), kann es für die abschließende Tätigkeit (T1) verwendet werden und das anstehende Bedürfnis kann unvermittelt (B+) bzw. vermittelt (M+ → B+) befriedigt werden.*
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In diesem Moment der Argumentation wird angenommen, dass noch keine Person Erfahrung hat, wie einzelne Tätigkeiten funktionieren und die verschiedenen möglichen Tätigkeiten zur Befriedigung* eines Bedürfnisses* immer wieder neu erschlossen werden müssen. Die Realität ist selbstverständlich eine andere und im weiteren Verlauf dieser Konzeption werden auch Möglichkeiten besprochen, wie diese Erfahrungen geteilt werden können. Diese Vorgehensweise ist allerdings notwendig, um die Logik des Commonings, mit all den Problemen, welche sie mit sich bringt, zu erschließen. Die folgende Darstellung eines Commoning-Prozesses gilt dabei sowohl für die interpersonale wie auch für die transpersonale Vermittlung.
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Der allgemeine Ablauf zur Erschließung einer neuen Tätigkeit: Eine Person bekommt ein Bedürfnis * vermittelt und entschließt sich, sich diesem anzunehmen. Die Person überlegt sich eine Möglichkeit, wie sie dieses Bedürfnis * befriedigen* kann. Nachdem sie eine Möglichkeit für sich gefunden hat, überlegt sie, welche Mittel sie für den Prozess der Bedürfnisbefriedigung* benötigt. Die Person überprüft, welche notwendigen Mittel sie selbst besorgen kann und welche nicht. Die Bedarfe (notwendigen Mittel), welche sie nicht selbst decken kann, vermittelt sie an andere. Sobald die Mittel für diese Person verfügbar werden, d.h. der Bedarf durch andere gedeckt wurde, kann sie tätig werden und ihrer Planung nach das Bedürfnis * befriedigen*.
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Zur Befriedigung* eines bestimmten Bedürfnisses* kann es immer mehrere mögliche Tätigkeiten geben. Um den Fokus auf die innere Logik eines Commoning-Prozesses zu richten, wird das nicht an einem gegenwärtigen Beispiel verdeutlicht, sondern auf die Produktion eines Mittels zurückgegriffen, welches Marx in seiner Wertformanalyse verwendet hat: Die 20 Ellen Leinwand. Da Leinwand (das Gewebe) alleine aber selten ein Bedürfnis befriedigt, werden diese als Bedarf zu einem Bedürfnis nach auf Keilrahmen gespannten Leinwänden betrachtet. Die auf Keilrahmen gespannten Leinwände können so zur Befriedigung eines Bedürfnisses nach künstlerischer Auslebung beitragen. Ob dieses Bedürfnis schließlich von einer einzigen oder unterschiedlichen Personen in lokaler Nähe vermittelt wurde, ist an dieser Stelle irrelevant. Weiter werden auch nicht sämtliche mögliche Commoning-Prozesse angeführt – also in Zusammenhang stehende Tätigkeiten zum Zweck der Befriedigung eines bestimmten Bedürfnisses -, sondern nur ein kleinerer Ausschnitt davon.
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Die erste Möglichkeit, wie das notwendige Mittel „Leinwand“ zur Befriedigung des vermittelten Bedürfnisses zu den Personen geraten kann, welche das Bedürfnis vermittelt haben, ist eine schlichte Ortsveränderung bestehender Leinwände durch einen PKW (T1). Die Bedingung hierfür ist selbstverständlich, dass (a) solche Leinwände, (b) ein PKW und (c) auch Treibstoff zur Verfügung stehen.
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![GP-entfaltet_10cm](uploads/172fc7f58cccaed3b17f02954db30776/GP-entfaltet_10cm.jpg)
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Die zweite mögliche Tätigkeit (T2) kann die Produktion einer solchen Leinwand in Handarbeit sein. Der Bedarf dafür wäre: (a) ein Handtacker, (b) Leinengewebe, (c) Keilrahmen, (d) Tackerklammern. Das Leinengewebe selbst kann wieder entweder über Ortsveränderung besorgt (T2b1) oder neu hergestellt werden (T2b2). Die Ortsveränderung T2b1 hat dabei denselben Bedarf wie T1, wenn auch mit der Bedingung, dass Leinengewebe statt Leinwände zur Verfügung stehen. Zur Herstellung von Leinengewebe werden (a) ein Webstuhl, (b) ein Scherbaum, (c) Leinengarn und (d) Patronenpapier benötigt. Von hier ab weiter zu dem Bedarf an Keilrahmen (T2c): Der Bedarf kann wieder über Ortsveränderung des Mittels gedeckt werden (T2c1), wobei im Unterschied zu T1 und T2c1 selbstverständlich Keilrahmen statt Leinwand bzw. Leinengewebe benötigt werden. Der Bedarf kann weiter darüber gedeckt werden, dass Keilrahmen aus nicht mehr benötigten, aber bereits verbrauchten Leinwänden gelöst werden (T2c2) – was einen Bedarf nach (a) nicht mehr benötigten Leinwänden hervorbringt. Schließlich kann der Bedarf nach Keilrahmen natürlich auch über deren Produktion gedeckt werden (T2c3) – der Bedarf wäre in etwa: (a) eine Winkelsäge, (b) Holzleisten und (c) Nägel.
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*Anmerkung: Ein notwendiges Mittel für die meisten Tätigkeiten ist ein entsprechender „Arbeitsraum“. Um diesen nicht ständig neu aufzuführen und somit den Lesefluss zu behindern, wird in der gesamten Textreihe davon abstrahiert.* |
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