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*Worum geht es?* Um nichts anderes, als eine alternative Vermittlungsform zum heute Bestimmenden „Geld“ anzubieten, welche einerseits dessen Vorzüge beibehält und erweitert, anderseits dessen zerstörerische Auswirkungen aufhebt. Der Vorteil von Geld ist, dass darüber einzelne Tätigkeiten miteinander in Beziehung gesetzt werden, die sowohl räumlich als auch zeitlich voneinander getrennt sind – die Arbeit einer Kinderpflegerin aus Deutschland kann etwa mit der Arbeit einer Architektin aus Japan gleichgesetzt werden. Geld ist ein Mittel zur Herstellung und Erhaltung einer Gesellschaft, welche auf die Notwendigkeit direkter Befehlsgewalt von einzelnen Menschen über andere verzichten kann. Da in der Vermittlung über Geld allerdings auf gesamtgesellschaftlicher Ebene jedes Ding auf eine einzige Zahl (den jeweiligen Geldbetrag) reduziert wird und durch diese Reduzierung auf eine Zahl eine Eigendynamik entsteht, welche sich der menschlichen Kontrolle entzieht, ist diese Vermittlungsform in gewisser Weise primitiv. Wie aus dieser „primitiven“ Vermittlungsform dann allerdings die zerstörerischen Auswirkungen von niemals endender Arbeit bis zur die Klimakrise befeuernden, notwendigen Umweltzerstörung durch den Konkurrenzkampf entstehen, soll hier nicht näher ausgeführt werden und ist in in diversen Einführungen zur kapitalistischen Produktionsweise besser aufgehoben (siehe etwa [Meindel](https://archive.org/details/daskapitalunddiecommons)/[Heinrich](http://www.theorie.org/titel/588_kritik_der_politischen_oekonomie)).
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*Warum wurde nicht früher an einer solchen alternativen Vermittlungsform zum Geld gearbeitet?* Die dem Softwarekonzept zugrunde liegende These ist, dass erst mit der Entwicklung und Verbreitung des Internets überhaupt eine Möglichkeit denkbar geworden ist, wie Menschen weltweit in einem ununterbrochenem Prozess ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen nach miteinander kooperieren können. Durch die Software soll diese Vermittlungsform ermöglicht und damit der Aufbau einer solchen Gesellschaft unterstützt werden.
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*Wie werden die Begriffe „Commoning“ und „Commoning-Prozess“ hier verwendet?* Silke Helfrich und David Bollier beschreiben Commoning als ein Zusammenspiel von „sorgendem und selbstbestimmten Wirtschaften“, „sozialem Miteinander“ und „Selbstorganisation von Gleichrangigen“ ([Frei, Fair, Lebendig](https://www.transcript-verlag.de/media/pdf/cb/8a/c6/oa9783839445303.pdf), 94). Auf Softwareebene wird Commoning auf die Struktur der Herstellung und Erhaltung der gesellschaftlichen Lebensbedingungen nach Commoning-Prinzipien reduziert und von den sozialen Prozessen selbst weitgehend abgesehen. Commoning wird somit als freiwillige und selbstorganisierte Tätigkeit in Kooperation zur direkten Befriedigung von Bedürfnissen verstanden. Mit einem Commoning-Prozess sind weiter alle in Zusammenhang stehenden konkreten Tätigkeiten gemeint, welche zu einer bestimmten Bedürfnisbefriedigung notwendig sind.
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*Welche Art der Vermittlung soll durch das Programm unterstützt werden?* Speziell geht es um die Vermittlung zwischen Einzelpersonen und der Allgemeinheit (transpersonale Ebene) statt um die Vermittlung von konkreten Einzelpersonen zueinander (interpersonale Ebene)3. Die eigenen Bedürfnisse sollen somit auf der einen Seite an die Allgemeinheit vermittelt werden und auf der anderen Seite soll sich mit den eigenen Fähigkeiten in Prozesse eingebracht werden können, die dem Zweck der Bedürfnisbefriedigung allgemein anderer zum Ziel haben. Um Letzteres zu ermöglichen, muss sowohl die gesellschaftliche Kooperationsstruktur durchsichtig gemacht werden, sowie die Software Zugriff auf die Meta-Daten der zur Verfügung stehenden Mittel benötigt – also deren Nutzen, Lokalität, Menge, Zustand, etc.
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*Von welcher Art von Mitteln ist hier die Rede?* Wenn hier von „Mitteln“ die Rede ist, sind sowohl gegenständliche, soziale und symbolische Mittel gemeint. Gegenständliches Mittel ist dabei alles, das sich anfassen lässt, wie Produktionsmittel (Rohstoffe, Maschinen, etc.), Grund und Boden, Wohnraum, Spielzeug, usw. Symbolische Mittel sind alle Formen von Wissens- und Kulturinhalten, die prinzipiell beliebig vervielfältigt werden können, wie der Inhalt von Büchern und Internetseiten oder Anleitungen für die Herstellung bestimmter Produktionsmittel und Medikamente. Soziale Mittel schließlich sind sämtliche soziale Formen, die Menschen zur vorsorgenden Herstellung ihrer Lebensbedingungen schaffen – Arbeitsorganisationen, Entscheidungsstrukturen, Konfliktlösungsformen, etc.
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*Wenn im Commoning, der „Selbstorganisation von Gleichrangigen“, keine einzelnen Personen bzw. Gruppen über die Verwendung von Mitteln bestimmen, wie werden sie dann organisiert?* Für den Prozess des Commonings selbst ist es irrelevant, ob ein Mittel unter einer Form der kollektiven Verfügung steht, also von potentiell jede_r Gesellschaftsteilnehmer_in verwendet werden kann, oder ob das Mittel Privateigentum ist und damit den Nutzungsbedingungen des Eigentümers bzw. der Eigentümerin unterliegt. Auf Softwareebene ist aber wesentlich, dass eingeschränkt bzw. uneingeschränkt zur Verfügung stehenden Mitteln samt ihren Meta-Daten (Nutzen, Nutzungsbedingungen, Lokalität, Menge, Zustand, etc.) einsichtig sind und sie damit einzelnen Tätigkeiten innerhalb von Commoning-Prozessen zugeordnet werden können. Über die Transparenz der transpersonalen Commoning-Struktur soll auch eine Diskussion über die Verwendung der Mittel ermöglicht werden.
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*Was sind die Bedingungen bei gegenständlichen Mitteln in dieser Form der Organisation?* Dasselbe gegenständliche Mittel, welches für Commoning eingeschränkt oder uneingeschränkt zur Verfügung steht, darf nicht zur selben Zeit verschiedenen Prozessen zugeordnet sein. Bei einer geteilten Mittel-Datenbank muss also auch die Zuordnung allgemeingültig sein, das heißt auch, die Zuordnung allgemein einsichtig sein, um einerseits Nutzungskonflikte zu vermeiden und anderseits eine Diskussion über die Verwendung zu ermöglichen. Generell gilt dabei, dass Commoning umso effizienter sein kann, je weniger voneinander getrennte Datenbanken und Commoning-Instanzen bestehen.
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*Ist es für Personen, die heute 30-, 40-, 50- Stunden jede Woche arbeiten müssen, überhaupt sinnvoll sich in einer Commoning-Struktur einzubringen?* Damit im Commoning Bedürfnisse effizient befriedigt werden können, braucht es ausgebaute Strukturen und eine an dieser Stelle nicht bestimmbare Menge an Mitteln – einschließlich etwa Wohnhäusern etc. - welche zur direkten Bedürfnisbefriedigung zur Verfügung stehen. Da das gegenwärtig nicht gegeben ist, ist das Einbringen in das Commoning für Lohnabhängige tendenziell nur begrenzt sinnvoll – in Zeiten der Arbeitslosigkeit etwa. Je effizienter dagegen Commoning wird, desto sinnvoller wird Commoning gegenüber der Lohnarbeit. Wieder soll hier nicht die kapitalistische Dynamik ausgeführt werden und warum etwa die Arbeit selbst immer monotoner und trotz technischen Fortschritts nie wesentlich weniger wird. Nur soviel soll gesagt werden, dass eine Produzentin in einem kapitalistisch organisierten Unternehmen niemals den Wert erhält, den sie erarbeitet – das kann etwa bedeuten, dass eine angestellte Tischlerin fünf Tische anfertigen muss, um sich einen davon leisten zu können. Die einfachen Gründe hierfür sind natürlich einerseits die Kosten für Produktionsmittel, anderseits aber, dass der „Profit“ eines Unternehmens nur aus dieser nicht bezahlte Arbeit gewonnen wird. Mit Lohnarbeit geht somit immer eine Form der Enteignung einher, welche über das Privateigentum legitimiert ist.
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*Das heißt, im Commoning bekommt jede Person genau das zurück, was sie geleistet hat?* Im Commoning bekommt im gesellschaftlichen Durchschnitt jede Person genau das zurück, was sie einbringt. Allerdings sind Geben und Nehmen voneinander entkoppelt, das heißt, für die eigene Leistung lässt sich keine Gegenleistung einfordern. Über die Software sind allerdings Möglichkeiten konstruierbar (→ Geben und Nehmen), durch welche es für Einzelne sinnvoller wird, sich besonders auch im Aufbauprozess aktiv in das Commoning einzubringen.
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*Und Commoning soll entsprechend vollständig über das Programm geregelt werden?* Kern des Commonings ist und bleibt der direkte, zwischenmenschliche (interpersonale) Prozess. Das Programm soll lediglich die Organisation solcher Prozesse auf gesamtgesellschaftlicher Ebene unterstützen. Über diese transpersonale Vermittlung können dabei dauerhafte interpersonale Strukturen entstehen, durch welche die Verwendung des Programms für einzelne Personen bzw. zur Befriedigung bestimmter Bedürfnisse nicht weiter sinnvoll ist. Inwieweit sich aber interpersonales und transpersonales Commoning in der Verwendung von Mitteln überschneiden bzw. inwieweit dieser Schnittpunkt über Kommunikation entschärft werden kann, ist noch offen. |
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