BWI-Interpretationsworkshops

Diskussionsgrundlage zu den Daten der BWI 2022

Sebastian Schmidt und Torsten Wiebke

2024-05-23

Workshop 1 - Forstwirtschaftsdaten

Waldfläche

Waldflächendiagramm nach BWI 2022

Waldflächen nach BWI 2022

Prozentuale Aufteilung der Waldfläche nach Ba_Wa in Brandenburg (BWI2022)
Ba_Wa Fläche proz
Tanne (Abies) 511.06 0.05
Esche (Fraxinus) 2954.05 0.27
Blöße 3091.18 0.29
Ahorn (Acer) 6346.16 0.59
Douglasie (Pseudotsuga) 10166.10 0.94
Lärche (Larix) 11127.30 1.03
Fichte (Picea) 11655.49 1.08
Lücke 20541.36 1.90
sonst. Lb niedriger Lebensdauer 23617.78 2.18
sonst. Lb hoher Lebensdauer 32765.38 3.03
Erle (Alnus) 33157.25 3.06
Buche (Fagus) 39241.30 3.63
Birke (Betula) 60062.03 5.55
Eiche (Quercus) 85847.19 7.93
Kiefer (Pinus) 740927.71 68.48

Vergleich BWI2012 und BWI2022

Wenn man die Inventurveröffentlichungen der BWI 2012 und der BWI 2022 nebeneinander betrachtet - was man nicht tun darf! - gibt es einige Auffälligkeiten.

Waldflächen nach BWI

Inv Fläche [ha]
BWI 2012 1.049.059,59
BWI 2022 1.082.011,34

Die Waldfläche ist scheinbar von 1.049.059,59 ha auf 1.082.011,34 ha gestiegen.

Wie lässt sich der scheinbare Anstieg der Waldfläche um 3.14 % erklären?

Waldfächen 2012 geordnet

Waldflächen 2012 und 2022

Wo finden sich Differenzen?

Differenzen der Waldflächen nach Standflächen 2022-2012

Wenn man die Daten der Inventuren LWI 2012 und der BWI 2022 nebeneinander legt und die Standflächenveränderungen betrachtet fällt eine Abnahme bei den Blößen und eine Zunahme bei den Lücken auf.

Blößen sind vorübergehend unbestockte Holzbodenflächen - während der Aufnahme klassifiziert.

Lücken Holzboden mit einer Grundfläche bzw. Stammzahl unterhalb der Nachweisgrenze des Aufnahmeverfahrens (weniger als 4 m²/ha sowie keine Bäume des Hauptbestandes in den Probekreisen mit 2 m- oder 1 m-Radius) - abgeleitetes Merkmal.

Veränderungsrechnung

Nach der Veränderungsrechnung ist die Waldfläche in Brandenburg von 2012 auf 2022 um 100,00 ha gestiegen.

Brandenburg

Veränderungen der Blößenflächen

Veränderungen der Standflächen der Bäume

Veränderungen der Fichte im Hauptbestand

Veränderung der Standflächen im Hauptbestand in Brandenburg

Standflächen

Der Hauptbestand wird in rechnerische (ideelle) Reinbestände aufgeiteilt. Die betrachteten Zielgrößen beziehen sich somit nicht auf die gesamte Traktecke, sondern lediglich auf die Standflächenanteile der jeweiligen Baumart oder Baumartengruppe.

Damit soll eine Vergleichbarkeit mit Ertragstafeln hergestellt werden und rein Baumartenbezogene Effekte besser verdeutlicht werden Riedel, Hennig, Kroiher, Polley, Schmitz, Schwitzgebel (2017).

Da die Standflächen aber für den Hektarbezug normiert werden und die Gesamtwaldfläche nicht überschritten werden darf, kommt es zu nicht einfach erklärlichen Bestandesflächezuwächsen.

Altersklassenverteilung der Kiefer nach Standfläche in Brandenburg zur LWI 2013

Veränderung der Grundflächen in Brandenburg

Gegenüber der Standfläche bildet die Veränderung der Grundfläche den Verlust von Bäumen realer ab.

Workshop 2 - Strukur und Verjüngung

Waldtyp und Bestockungsaufbau

Waldtyp und Bestockungsaufbau 2013

Baumartenanteile

Bei der Landeswaldinventur 2013 wurde ein Kiefernanteil von 70.05 % festgestellt.

Prozentuale Aufteilung der Waldfläche (ha) nach Baumartengruppen in Brandenburg (LWI 2013)
Ba_Wa Fläche Prozent
Kiefer 734845.30 70.05
andere Lb niedriger Lebensdauer 128052.77 12.21
Eiche 70006.60 6.67
andere Lb hoher Lebensdauer 35777.57 3.41
Buche 34588.77 3.30
Fichte 17308.45 1.65
Lärche 11629.04 1.11
Douglasie 8660.13 0.83
Blöße 4941.51 0.47
Lücke 3035.86 0.29
Tanne 213.58 0.02

Bei der BWI 2022 ist über die Standfläche ein Kiefernanteil von 68,48 % ermittelt worden.

Waldtypen

Es verwundert daher nicht, dass seinerzeit der Nadelwald-Typ mit 78,1 % vorherherrschte.

In der BWI 2022 sank er auf 74,72 %

Waldflächen nach Standflächenanteil aller Baumarten nach Altersklasse der BWI 2013 zeigte einen deutlichen Anteil der III Altersklasse (41 - 60) Jahre.

Mit dem Normalwaldmodell wird das Prinzip der Nachhaltigkeit der Holzerträge auf Betriebsebene vollständig realisiert. Der Normalwald verkörpert einen idealisierten Gleichgewichtszustand, alle Altersstufen sind mit gleicher Fläche Vertreten und die Wachstumsbedingungen sind überall gleich. Damit herrscht ein Gleichgewicht zwischen Vorrat, Nutzung und Zuwachs.

Im Diagramm ist die Normalwaldmodellfläche bei 120 Jahren Produktionszeit dargestellt. Die Fläche der Altersklasse III (41 - 60 Jahre) und die Fläche der Altersklasse IV (61 -80 Jahre) sind deutlich größer als die Normalwaldmodellfläche.

Entsprechend dieses Modells sind die forstwirtschaftlichen Arbeiten auf Pflege und nicht auf Nutzung oder Verjüngung konzentriert. Die ermittelten Nutzungen müssten dann vordringlich aus Durchforstungsmaßnahmen kommen was sich in der Durchmesserverteilung widerspiegeln sollte.

Durchmesserverteilung im Hauptbestand

Bestockungsaufbau

Bestockungsaufbau in Brandenburg 2013

In Brandenburg waren 2013 78,1 % der Waldfläche dem Nadelwaldtyp zuzuordnen. Beim Bestockungsaufbau konnte der in der BWI 2002 ablesbare Trend zu mehrschichtigen Beständen fortgeführt werden. Während in der BWI 2002 nur 31 % der Bestände zweischichtig und nur 1 % mehrschichtig waren, stieg der Anteil der zweischichtigen Bestände auf 57.36 % und der mehrschichtigen Bestände auf 3.70 %.

Bestockungsaufbau in Brandenburg 2013 in den Waldtypen

Wie sah der Bestockungsaufbau in den Waldtypen aus?

Laubwälder wiesen einen wesentlich höheren Anteil mehrschichtiger Bestände auf.

Bestockungsaufbau in Brandenburg 2022

Beimischungen

Beimischungen in Brandenburg 2013

Flächen und Prozentuale Aufteilung der Waldfläche mit Beimischung in Brandenburg (2013)
Eigentumsart Laub-/Nadel-Waldtyp Prozentsumme Flächensumme
all alle Laub-/Nadelwaldtypen 49.53 517020.307
all Laubwald-Typ 85.08 189743.121
all Nadelwald-Typ 39.51 322547.325
all Typ mit gleichen Anteilen Laub-/Nadelbäume 100.00 4729.861

Bei der BWI 2013 waren 49,53 % des Waldes mit Beimischung. Die Notwendigkeit und Herausforderung des Waldumbaus wird auch durch die Verteilung der Beimischung im Laubwald- und Nadelwaldtyp deutlich. Nicht nur, dass der Nadelwadtyp mit 78,1 % vorherrschte, auch die Beimischung fiel dort mit 39,51 % im Vergleich mit 85 % im Laubwaldtyp geringer aus.

Dies erscheint umso drastischer wenn man sich die absoluten Flächenwerte anschaut:

Beimischungen in Brandenburg 2022

Die Beimischung änderte sich zur BWI 2022 nur marginal. Im Nadelwaldtyp sank im Laubwaldtyp stieg der Anteil der Beimischung.

Verjüngung

Jungbestockung unter und ohne Schirm - 10 m Kreis

Bei der BWI 2013 waren 95,74 % der Jungbestockung unter Schirm (Verjüngung) und 4,26 % der Jungbestockung ohne Schirm (Hauptbestockung).

Erfasst wird das für Bäume bis 4 m Höhe im 10 m Probekreis um den Stichpunkt. Die Verjüngungsart ist dabei stets anzugeben. Die Altbestockung, Bäume über 4 m Höhe, wird mit einer Winkelzählprobe erfasst. Wenn hier Bäume bis 4 m Höhe als Hauptbestockung erfasst werden, ist dies ein Hinweis, dass im Probekreis und im Umkreis keine höheren Bäume vorhanden waren. Dies kann seine Ursache in einer Störung durch z.B. Sturm oder Nutzung haben.

Auffällig ist, dass der Anteil der Jungbestockung als Hauptbestockung im Privatwald mit 5,86 % höher als der landesweite Durchschnitt war.

Flächen und Prozentuale Aufteilung der Jungbestockung ohne Schirm (Hauptbestockung) in Brandenburg (2013)
Eigentumsart Fläche rel_proz
Staatswald - Bund 515.6663 2.90
Staatswald - Land 1858.0511 2.19
Körperschaftswald 522.9044 2.15
Privatwald 9205.3404 5.86
alle Eigentumsarten 12101.9623 4.26

Für die BWI 2022 liegen diese Daten leider noch nicht vor.

Verjüngungsart - 10 m Kreis

# A tibble: 25 × 4
# Groups:   Eigentumsart [5]
   Eigentumsart      Verjüngung        Fläche rel_proz
   <chr>             <chr>              <dbl>    <dbl>
 1 Staatswald - Bund Naturverjüngung  14457.     81.3 
 2 Staatswald - Bund Saat                 0       0   
 3 Staatswald - Bund Pflanzung         3313.     18.6 
 4 Staatswald - Bund Stockausschlag      20.0     0.11
 5 Staatswald - Bund nicht zuzuordnen     0       0   
 6 Staatswald - Land Naturverjüngung  66536.     78.4 
 7 Staatswald - Land Saat                79.8     0.09
 8 Staatswald - Land Pflanzung        18035.     21.2 
 9 Staatswald - Land Stockausschlag     219.      0.26
10 Staatswald - Land nicht zuzuordnen    19.3     0.02
# … with 15 more rows

Die bei der BWI 2012 erfassten Verjüngungsarten für die Bäume bis 4 m Höhe sind von der Naturverjüngung dominiert wenngleich die Pflanzung immer noch eine Rolle spielte. Interssanterweise wurden im Körperschafts- und Privatwald auch Saat als Verjüngungsart erfasst.

Auszug der Flächen und prozentualen Aufteilung der Verjüngungsarten in Brandenburg (2013)
Eigentumsart Verjüngung Fläche rel_proz
Staatswald - Bund Pflanzung 3313.35902 18.62
Staatswald - Bund Stockausschlag 19.96987 0.11
Staatswald - Land Saat 79.82802 0.09
Staatswald - Land Pflanzung 18034.58052 21.25
Staatswald - Land Stockausschlag 218.68219 0.26
Körperschaftswald Saat 239.54838 0.99
Körperschaftswald Pflanzung 3287.40290 13.55
Körperschaftswald Stockausschlag 49.92468 0.21
Privatwald Saat 139.10148 0.09
Privatwald Pflanzung 31808.37647 20.23
Privatwald Stockausschlag 821.14155 0.52

Der Trend zu mehr Naturverjüngung setzt sich fort. Während in der BWI 2012 noch 19,86 % des Jungbestandes aller Eigentumsarten als gepflanzt eingestuft wurden, reduzierte sich der Anteil in der BWI 2022 auf 11,4 %. Bemerkenswert ist der etwas höhere Anteil von 13,95 % Pflanzungen in der Verjüngungsfläche im Privatwald über 20 - 1000 ha. Die Vermutung liegt nahe, dass hier im größeren Teil Förderungen in Anspruch genommen werden konnten. Größere Anteile Saat finden sich nur noch im Landeswald, sind mit 0,91 % der Staatswaldsverjüngungsfläche aber auch vernachlässigbar.

Auszug der Flächen und prozentualen Aufteilung der Verjüngungsarten in Brandenburg (2022)
Eigentumsart Verjüngung Fläche rel_proz
Staatswald (Bund) Pflanzung 1725.07566 10.08
Staatswald (Bund) Stockausschlag 139.60150 0.82
Staatswald (Land) Saat 807.69439 0.91
Staatswald (Land) Pflanzung 10360.42560 11.71
Staatswald (Land) Stockausschlag 777.77979 0.88
Körperschaftswald Saat 139.60150 0.59
Körperschaftswald Pflanzung 2452.99780 10.34
Körperschaftswald Stockausschlag 289.17454 1.22
Öffentlicher Wald Saat 947.29590 0.73
Öffentlicher Wald Pflanzung 14538.49906 11.24
Öffentlicher Wald Stockausschlag 1206.55583 0.93
Privatwald, bis 20 ha Saat 179.48764 0.27
Privatwald, bis 20 ha Pflanzung 6252.15288 9.46
Privatwald, bis 20 ha Stockausschlag 428.77604 0.65
Privatwald, über 20 bis 1000 ha Saat 229.34532 0.29
Privatwald, über 20 bis 1000 ha Pflanzung 10948.74617 13.95
Privatwald, über 20 bis 1000 ha Stockausschlag 707.97903 0.90
Privatwald, über 1000 ha Saat 19.94307 0.05
Privatwald, über 1000 ha Pflanzung 3789.18359 10.02
Privatwald, über 1000 ha Stockausschlag 229.34532 0.61
Privatwald Saat 428.77604 0.24
Privatwald Pflanzung 20990.08264 11.51
Privatwald Stockausschlag 1366.10040 0.75

Verjüngungstyp - 10 m Kreis - Bestockungstyp der Verjüngung in Brandenburg nach Eigentumsart

 [1] "Eigentumsart"                                  
 [2] "Einheit"                                       
 [3] "Eichen-Typ"                                    
 [4] "Buchen-Typ"                                    
 [5] "Eschen-Typ"                                    
 [6] "Birken-Typ"                                    
 [7] "Erlen-Typ"                                     
 [8] "Typ sonst. Laubbäume mit niedriger Lebensdauer"
 [9] "Typ sonst. Laubbäume mit hoher Lebensdauer"    
[10] "Fichten-Typ"                                   
[11] "Tannen-Typ"                                    
[12] "Douglasien-Typ"                                
[13] "Kiefern-Typ"                                   
[14] "Lärchen-Typ"                                   
[15] "Typ mit mehreren gleichrangigen Baumarten"     
[16] "alle führenden Baumarten"                      
warum keine Grafikausgabe im qmd?

Verjüngungskreis

Probebäume unter 7 cm BHD werden im Verjüngungskreis erfasst. Leider gab und gibt es regulär nur wenige Auswertungen der dabei erhobenen Daten.

Baumartenverteilung im Verjüngungskreis zur BWI 2012

In der BWI 2012 dominierten in Brandenburg die “andere Lb niedriger Lebensdauer” (Birke, Erle, Pappel, Traubenkirsche, Vogelbeere, Vogelkirsche, Weide, Wildapfel) mit 44,39 %, gefolgt von der Kiefer mit 26,09 % und der Eiche mit 18,3 %. Die regionale Aufteilung zeigt mehr Kiefer und Eiche im Süden und mehr Buche im Norden.

Baumartenverteilung im Verjüngungskreis zur BWI 2012

Verbiss

Verbissprozent BWI 2012

Verbissprozent in Brandenburg (2013)
Baumartengruppe sum(rel_proz)
alle Baumarten 44.59
andere Lb hoher Lebensdauer 52.55
andere Lb niedriger Lebensdauer 39.75
Buche 29.92
Douglasie 22.51
Eiche 63.97
Fichte 16.67
Kiefer 41.17
Lärche 29.43
Tanne 21.13

Argumentativ wurde hauptsächlich das Verbissprozent von 44 % für alle Baumarten, 64 % für die Eiche und 52 % für andere Laubbäume hoher Lebensdauer genutzt um den schlechten Verjüngungszustand und die Notwendigkeit für eine hohe Bejagung zu begründen.

Verbissprozent in der BWI 2022

In der BWI 2022 ist das Verbissprozent für alle Baum- und Eigentumsarten auf 37,47 % und im Landeswald sogar auf 35,08 % gesunken. Der größte Anteil mit 32,82 % entfällt auf alle Laubbäume.

Verbissprozent in Brandenburg (2022) für alle Baumarten
Eigentumsart Verbissprozent
all 37.47
land 35.08
privat 40.04
Verbissprozent in Brandenburg (2022) für Laub- und Nadelholz
Eigentumsart Baumartengruppe Verbissprozent
all alle Laubbäume 32.82
all alle Nadelbäume 4.65
land alle Laubbäume 30.80
land alle Nadelbäume 4.28
privat alle Laubbäume 35.10
privat alle Nadelbäume 4.94

Pflanzenanzahl

Auch die Pflanzendichte ist gestiegen.

Pflanzenzahl/ha unverbissener Pflanzen und Differenz in Brandenburg (2022-2013)
Baumartengruppe Pflanzen/ha Differenz (2022 - 2012)
Tanne (Abies) 1.618026 1.409430
Lärche (Larix) 2.794773 0.369546
Douglasie (Pseudotsuga) 8.016585 2.198652
Fichte (Picea) 37.435242 23.418509
Buche (Fagus) 191.956743 59.309697
Eiche (Quercus) 333.386940 205.798839
andere Lb hoher Lebensdauer 481.362774 333.397697
Kiefer (Pinus) 770.401100 473.343547
andere Lb niedriger Lebensdauer 967.947390 450.393837

Insgesamt wurden bei der BWI 2794 unverbissene Pflanzen/ha festgestellt. Das liegt weit unter dem Verjüngungssoll nach Waldbaurichtlinie.

Workshop 3 - Totholz und Naturnähe

Informationen zu Totholz, Strukturelementen und Naturnähe

Totholz

  • In vorhandenen Urwaldresten Mittel- und Südosteuropas wurden Totholzvorräte von 50 - 200 Fm / ha ermittelt Leibundgut (1982)
  • Anhebung auf 1-2 % des Vorrat als Ziel in “normalen” Wirtschaftswäldern Ammer (1991) -> Das entspricht für Brandenburg bei einem durchschnittlichem Vorrat von 298 m³/ha: 3-6 m³/ha

Totholztyp

In der BWI werden folgende Totholztypen unterschieden:

  • stehend, ganzer Baum,

  • stehend, Bruchstück (Höhe ab 130 cm),

  • liegend, ganzer Baum mit Wurzelanlauf,

  • liegend, Stammstück mit Wurzelanlauf,

  • liegend, Teilstück ohne Wurzelanlauf,

  • Wurzelstock (Höhe < 130 cm),

  • Abfuhrrest (aufgeschichtet)

Totholzvorrat und -typ BB BWI 2012

- Zur BWI 2012 / LWI 2013 hatte Brandenburg 10,94 m³ /ha in BB gesamt 
- Schwerpunkte in: - liegend
etc... (?)

Vergleich Ger - Schnitt

Vergleich der Typen

Zielvorgaben

Brandenburger Ziele

  • LWaldG Brandenburger §4 (3):

“… der Erhalt eines hinreichenden Anteils von stehendem und liegendem Totholz,…”

  • gr. Ordner 2004 :

Tote und sehr alte Bäume, deren wirtschaftliche Nutzung nicht möglich ist und die ausgewählte Z-Bäume nicht bedrängen, sind grundsätzlich zu belassen. Buche: … ab Bestandesalter von 100 Jahren fünf Bäume je Hektar zu identifizieren und zu belassen…

Brandenburger Waldvision 2050

  • Waldvision 2050 Brandenburg (MLUK (2023)) - Ziele:

2020: 15 Fm/ha 2032: 20 Fm/ha 2050: 25 Fm/ha

Bundesweite Ziele

  • Referentenentwurf BWaldG §18: > …Belassen von Biotopbäumen und ausreichenden Anteilen an qualitativem Totholz (stehend und liegend)….

  • Waldlebensrtaumtypen (LUA - Biotopkartierung Brandenburg):

    • schlecht - gut (c-A): ab BHD 25 / 35 cm!)

    • 9110 (Hainsimsen-Buchenwald): 20 - 40 m³/ha

    • 9130 (Waldmeister-Buchenwald): 20 - 40 m³/ha

    • 9160 (Stieleichen-Hainbuchenwald): 20 - 40 m³/ha

    • 9170 (Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald): 10 - 20 m³/ha

    • 9190 (Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen): 20 - 40 m³/ha

    • 91E0 (Auen-Wälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior): 10 - 20 m³/ha

aus der Literatur abgeleitete Ziele

Die meisten Arten können mit Totholzvolumen von 20 bis 50 m3/ha überleben (Abb. 6.). Um seltene und anspruchsvollere Arten zu erhalten, braucht es oft über 100 m3/ha Totholz. Thibault Lachat (2019) Grafik aus

Totholzvorrat und -typ BB BWI 2022

Die BWI 2022 stellt einen Totholzvorrat von 17,0 m³/ha in Brandenburg fest.

Totholzvorrat und -typ BB BWI 2012 & 2022

Totholzvorrat und -typ Deutschland BWI 2022

In deutschlandweiten Vergleich schneidet Brandenburg damit auf dem (vor-)letzten Platz ab Bundesweiter Schnitt: BB 17 m³/ha - GER 29 m³/ha (–> BB Vorletzter)

Vergleich Vorrat: BB 298 m³/ha - GER 342 m³/ha (–> BB 4 letzter)

# A tibble: 160 × 4
   Land              Einheit Totholztyp                            Totholzvorrat
   <chr>             <chr>   <chr>                                         <dbl>
 1 Baden-Württemberg [m³/ha] stehend, ganzer Baum                         3.67  
 2 Baden-Württemberg [m³/ha] stehend, Bruchstück (Höhe ab 130 cm)         3.53  
 3 Baden-Württemberg [m³/ha] stehend                                      7.20  
 4 Baden-Württemberg [m³/ha] liegend, ganzer Baum mit Wurzelanlauf        1.74  
 5 Baden-Württemberg [m³/ha] liegend, Stammstück mit Wurzelanlauf         2.30  
 6 Baden-Württemberg [m³/ha] liegend, Teilstück ohne Wurzelanlauf        10.9   
 7 Baden-Württemberg [m³/ha] liegend                                     14.9   
 8 Baden-Württemberg [m³/ha] Wurzelstock (Höhe < 130 cm)                 10.4   
 9 Baden-Württemberg [m³/ha] Abfuhrrest (aufgeschichtet)                  0.0356
10 Baden-Württemberg [m³/ha] alle Totholztypen                           32.6   
# … with 150 more rows

Qualitativer Vergleich Totholz

Totholzvorrat und -typ BB BWI 2012 & 2022 - nur stehend / liegend

als nächstes schauen wie es im Landeswaldvergleich aussieht

Qualitativer Vergleich Totholz

Stehendes Totholz: - zahlreiche ökologische Funktionen (Habitat, Nahrungsquelle, Nistgelegenheit, Sitzwart, thermophile Arten usw.) - zersetzt sich langsamer

Liegendes Totholz: - Feuchtigkeitsrückhalt - Unterschlupf

Wurzelstöcke sind - gut für Bodenstabilisierung

Allgemein wird stehendes Totholz als ökologisch besonders Bedeutsam angesehen

Die BWI 2022 stellt einen Totholzvorrat von ~17 m³/ha in Brandenburg fest. Davon sind: Liegend: 52,3 % - 8,9 m³/ha Stehend: 39,5 % - 6,7 m³/ha Wurzelstock (<130cm): 8,2 % - 1,4 m³/ha

Totholzvorrat Zersetzungsgrad

Durchschnittliche Zersetzungsdauer ausgewählter Holzarten nach Thibault Lachat (2019) (nach DIN EN 350-2): - Birke, Buche, Esche, Linde, Pappel - sehr schnell - Tanne, Fichte - schnell - Kiefer, Lärche, Douglasie - mäßig schnell - Eiche, Edelkastanie, Robinie - langsam - sehr langsam

Für Deutschland ist die durchschnittliche Zersetzungsdauer bisher nicht umfassend untersucht worden, u.a. da die Bedingungen regional und von Bestand zu Bestand extrem unterschiedlich sind. Die Zersetzungsgeschwindigkeit des Holzes wird zudem stark von der Baumart, der Temperatur und dem Niederschlag beeinflusst Als Näherungswerte können dienen Rock (2008):

  • Buche: Halbwertszeit: ca. 10-15 Jahre, 95% Abbau: ca. 40-50 Jahre
  • Eiche: Halbwertszeit: ca. 20 Jahre, 95% Abbau: ca. 80 Jahre
  • Fichte, Kiefer: Halbwertszeit: ca. 10-15 Jahre, 95% Abbau: ca. 50-60 Jahre

nach Landesforstanstalt Baden-Württemberg (1993): - Buche & Weichlaubhölzer: 10- max 20 Jahre - Fichte: ca. 30 Jahre - Eiche: 100 Jahre und mehr

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    Jahr Totholztyp       Einheit `alle Zersetzu…` Zersetzungsgrad Totholzvorrat
   <dbl> <chr>            <chr>              <dbl> <chr>                   <dbl>
 1  2012 Stehend          [m³/ha]             3.91 unzersetzt             1.13  
 2  2012 Stehend          [m³/ha]             3.91 beginnende Zer…        1.88  
 3  2012 Stehend          [m³/ha]             3.91 fortgeschritte…        0.806 
 4  2012 Stehend          [m³/ha]             3.91 stark vermodert        0.0977
 5  2012 Liegend          [m³/ha]             5.67 unzersetzt             0.436 
 6  2012 Liegend          [m³/ha]             5.67 beginnende Zer…        1.12  
 7  2012 Liegend          [m³/ha]             5.67 fortgeschritte…        2.52  
 8  2012 Liegend          [m³/ha]             5.67 stark vermodert        1.58  
 9  2012 Wurzelstock (Hö… [m³/ha]             1.31 unzersetzt             0.167 
10  2012 Wurzelstock (Hö… [m³/ha]             1.31 beginnende Zer…        0.331 
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besser geht es gerade nicht :( - Fehlerhaftes Diagramm, die Vorräte sind nicht korrekt dargestellt

# A tibble: 24 × 6
    Jahr Totholztyp       Einheit `alle Zersetzu…` Zersetzungsgrad Totholzvorrat
   <dbl> <chr>            <chr>              <dbl> <fct>                   <dbl>
 1  2012 Stehend          [m³/ha]             3.91 unzersetzt             1.13  
 2  2012 Stehend          [m³/ha]             3.91 beginnende Zer…        1.88  
 3  2012 Stehend          [m³/ha]             3.91 fortgeschritte…        0.806 
 4  2012 Stehend          [m³/ha]             3.91 stark vermodert        0.0977
 5  2012 Liegend          [m³/ha]             5.67 unzersetzt             0.436 
 6  2012 Liegend          [m³/ha]             5.67 beginnende Zer…        1.12  
 7  2012 Liegend          [m³/ha]             5.67 fortgeschritte…        2.52  
 8  2012 Liegend          [m³/ha]             5.67 stark vermodert        1.58  
 9  2012 Wurzelstock (Hö… [m³/ha]             1.31 unzersetzt             0.167 
10  2012 Wurzelstock (Hö… [m³/ha]             1.31 beginnende Zer…        0.331 
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Totholzvorrat in Holzart gesamt

Totholzvorrat in Holzart nach typ

Trennung nach Eigentumstruktur

Totholz frisch abgestorben

Kronentrocken

ökologische Merkmale

Höhlenbäume

Biotop-/ Habitatbäume (makiert)

Naturnähe

Bibliographie

AMMER, Ulrich, 1991. Konsequenzen aus den ergebnissen der totholzforschung für die forstliche praxis. Forstwissenschaftliches Centralblatt vereinigt mit Tharandter forstliches Jahrbuch. 1 December 1991. vol. 110, p. 149–157
LANDESFORSTANSTALT BADEN-WÜRTTEMBERG, Arbeitsgruppe Ökologie in der, 1993. Merkblätter waldökologie - lebensraum totholz - vorschläge für die forstliche praxis. 1993. Merkblätter der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg - Nr.45, 1993
LEIBUNDGUT, Hans, 1982. Europaeische urwaelder der bergstufe: Dargest. Für forstleute, naturwissenschaftler und freunde des waldes. Bern: Haupt. ISBN 3258031665
MLUK, 2023. Waldvision 2050. research report. Land Brandenburg
RIEDEL, Dr. Thomas, Petra HENNIG, Franz KROIHER, Dr. Heino POLLEY, Friedrich SCHMITZ and Frank SCHWITZGEBEL, 2017. Die dritte bundeswaldinventur (BWI 2012): Inventur- und auswertungsmethoden [online]. technical report. Johann Heinrich von Thünen–Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei,Thünen–Institut für Waldökosysteme. [Zugriff am: 30 March 2024]. Verfügbar unter: https://bwi.info/Download/de/Methodik/BMEL_BWI_Methodenband_Web_BWI3.pdf
ROCK, F. W.; Harmon, J.; Badeck, 2008. Estimating decay rates for european tree species from literature sources. European Journal Of Forest Research 31 (5): 299 – 307 [online]. 2008. Verfügbar unter: https://www.researchgate.net/publica- tion/225434228_Estimating_decomposition_rate_constants_for_European_tree_species_from_literature_sources.
THIBAULT LACHAT, Markus Bolliger, Peter Brang, 2019. Totholz im wald: Entstehung bedeutung und förderung. Merkblatt für die Praxis - Eidg. Forschungsanstalt WSL. May 2019. vol. 52, p. 12